Projekt Bewegungskomposition

Die genauere Handhabung lässt sich am besten anhand eines praktischen Beispiels erklären. Die folgende Bewegung wird angefragt: Ein Sprecher soll etwas, zuerst stehend und kurz darauf gehend, anmoderieren. Noch während er gehend weiter moderiert, soll er dann anfangen, von einem Bein auf das andere zu hüpfen.

Zur Durchführung dieser Aufgabe stehen uns drei Bewegungen zur Verfügung: eine stehende Moderation sowie eine Geh- und eine Seilspringbewegung. Mit Hilfe des Motion Mixers werden wir aus diesen Komponenten die gewünschte Bewegung erstellen.

Wir ziehen ein Biped auf und öffnen den Motion Mixer – hierdurch wird der Mixer Mode automatisch aktiviert. Ist der Mixer Mode inaktiv, wird die Bewegung im Viewport nicht dargestellt. Damit es zu keiner Positionsänderung des Bipeds während der Bewegungsbearbeitung kommt, aktivieren wir zusätzlich den In Place- Modus (zu finden im geschlossenen Divider).

Das folgende Prinzip gilt generell innerhalb des Motion Mixers: Menüs werden nur dann aktiviert, wenn ein dazugehörendes Element ausgewählt wird. Demzufolge lassen sich nur Unterpunkte des Tracks-Menüs anwählen, wenn im Vorfeld ein Track selektiert wurde.

Als Erstes werden wir die bereits vorhandene Trackgroup dem Unterkörper zuweisen. Wir aktivieren die Trackgroup durch Rechtsklicken auf All (gelb hervorgehoben) – der Name wird als Folge der Selektion hellgrau hinterlegt, und öffnen das nun aktive Trackgroups-Menü durch Linksklick auf All (oder über das Motion Mixer- Menü). Dort wählen wir Filter aus. Der Trackgroup Filter-Dialog wird geöffnet und zeigt alle Elemente des Bipeds grün an, denen momentan die Trackgroup All zugewiesen ist.

Das bedeutet, dass die in der Datei vorhandenen Bewegungsinformationen auf alle Biped- Elemente übertragen werden. Durch Rechtsklick auf die grünen Elemente können wir diese aktiv (grün) oder inaktiv (grau = Bewegungsinformationen werden nicht weitergegeben) setzen.

Wir wählen die Oberkörper-Elemente ab, geben im Trackgroup Label Field den Namen “Lower Body” ein und bestätigen den Vorgang mit OK. Im Motion Mixer wird jetzt der Trackgroup- Name “Lower Body” angezeigt. Die von uns im Trackgroup Filter-Dialog vorgenommenen Änderungen bewirken, dass sich die innerhalb dieser Trackgroup angelegten Bewegungsspuren nur auf den Unterkörper unseres Bipeds auswirken werden. Einsehbar in Szene “MotionMixer_01.max”.

Durch Linksklick auf das selektierte Namensfeld Lower Body öffnen wir erneut das Trackgroups- Menü und wählen den Punkt Add Trackgroup Above aus. Im Trackgroup Filter-Dialog wählen wir die Unterkörper-Elemente ab und geben der Gruppe im Trackgroup Label Field den Namen “Upper Body”.

Weiter geht es mit dem ersten Bewegungs-Input. Wir selektieren den noch leeren Track der Upper Body-Trackgroup – der Track wird hellgrau hinterlegt. Im jetzt aktiven Track-Menü gelangen wir über New Clips zu der Option From File. Im Open-Dialog wählen wir die Bewegungsdatei “moderation.bip” aus. Ein gräner Balken (Clip) erscheint als visuelle Darstellung der Bewegung, und mit ihm nimmt das Biped die vorgegebene Haltung ein. Wenn wir den Time Slider verschieben, läuft die Bewegung ab, jedoch nur im Bereich des Oberkörpers – die Beine sind starr. Siehe Szene “Motion Mixer_02.max”.

Als Nächstes selektieren wir die leere Spur der Lower Body-Trackgroup und aktivieren durch Linksklick das Tracks-Menü. Dort wählen wir Convert to Transition Track aus (alternativ hätten wir natürlich auch einen Transition Track hinzufügen können) – eine breite Transition-Spur entsteht. Auf die gleiche Weise wie schon in der Upper Body-Gruppe laden wir die walk.bip-Datei. Wieder erscheint ein grüner Balken als visuelle Darstellung der Bewegungsdatei. Wenn wir die Bewegung jetzt im Viewport ablaufen lassen, sehen wir, dass der Oberkörper die Moderationsbewegungen und der Unterkörper die Gehbewegung ausführt.

Ein Transition Track funktioniert nur auf der Basis von zwei Bewegungsdateien. Um dem Genüge zu tun, laden wir zusätzlich die Datei jumpeRope.bip. Neben dem neuen Clip erscheint zusätzlich ein kürzerer Balken, der die Überblendung zwischen den beiden Bewegungen repräsentiert. Siehe “MotionMixer_03.max”.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir unser Ziel schon fast erreicht. Störend ist alleine der Anfang (T-Pose) und die Länge der Moderationsbewegung, da diese bereits zu Ende ist, wenn das Hüpfen beginnt, sowie der Zeitpunkt der “Transition” zwischen Gehen und Hüpfen. Die eben aufgezählten Unzulänglichkeiten lassen sich folgendermaßen einfach bereinigen:

Wir selektieren in der Upper Body-Trackgroup den “moderation.bip”-Clip und bewegen den Time Slider zu einem Frame, in dem das Biped die Hände erhoben hat (Frame 30). Danach aktivieren wir den Trim Clips-Button in der Toolbar und schneiden den unerwünschten Teil der Bewegung durch Verschieben des Clip-Anfangspunktes (ein in zwei Richtungen zeigender Pfeil erscheint) auf Frame 30 einfach ab. Der getrimmte Clip-Teil wird dadurch nicht gelöscht und kann jederzeit wieder aufgezogen werden.

Bevor wir den Start-Frame des beschnittenen Clips auf Frame 0 verschieben, deaktivieren wir zuerst den Trim Clips-Modus. Als Nächstes verschieben wir das Clip-Ende bis etwa Frame 270. Da der Trim Clips-Button inaktiv ist, bewirkt dies, dass der Clip gestreckt wird, also langsamer ablaufen wird.

Nach der Selektion des Transition Clips und anschließendem Linksklick auf diesen öffnen wir über den Transitions-Menüpunkt Edit den Transition-Editor . Dieses ursprünglich aus dem Motion Flow stammende Tool wurde um den Transition Focus erweitert, in dem uns eine Vielzahl an Möglichkeiten (Auto, COM, Left Foot, Right Foot, Both Feet) angeboten wird, den Schwerpunkt der Überblendung zu bestimmen. Wir verschieben den Start-Frame der Transition auf Frame 120 und überprüfen das Ergebnis. Da die Überblendung funktioniert, belassen wir es dabei. Der Transition-Editor wird genauer im Motion Flow besprochen. Siehe Szene “MotionMixer_04.max”.

Als Letztes müssen wir noch die Bewegung ausklingen lassen. Hierzu werden wir die Hüpfbewegung in die Moderationsbewegung überblenden, aber diesmal nicht über eine Transition, sondern durch Verwendung der Track Weights. Die Gewichtung der Tracks, standardmäßig auf 1 (hundert Prozent), ermöglicht im Gegensatz zu Transition Clips die Überblendung diverser Bewegungen über so genannte “Weight Curves”.

Zunächst einmal legen wir über Add Layer Track Below eine neue Spur in der Lower Body- Trackgroup an und laden dort die moderation.bip-Datei. Wir verschieben den Anfang des Clips auf Frame 160 und aktivieren dann über die rot gekennzeichneten “w”-Symbole die “Weight Curves” beider Tracks der Gruppe. Durch Rechtsklick auf die Kurven – ein Pfeilsymbol erscheint – können Punkte eingefügt werden, durch welche die Form der Kurve abgeändert werden kann. Je weiter die Kurve gegen 0 (nach unten) gezogen wird, desto weniger Gewichtung hat der Clip. Mit Hilfe der Weight Curves lassen wir die Hüpfbewegung kurz nach der Transition ausklingen. Dies bewerkstelligen wir, indem wir zwei Kurvenpunkte hinter der Transition einfügen und den zweiten sowie den bereits vorhandenen Endpunkt nach unten, also gegen 0, verschieben. Danach regeln wir die Moderationsbewegung für den Unterkörper mittels einer entgegengesetzt verlaufenden Kurve. Siehe Szene “MotionMixer_05.max”.

Als Letztes selektieren wir das Feld “Bip01” und aktivieren den Bipeds-Menüpunkt ComputeMixdown . Hierdurch wird der Mixdown Options-Dialog geöffnet. Wir behalten die Standardeinstellungen bei und starten den Vorgang. Wenn die Berechnung abgeschlossen ist, lassen sich die Ergebnisse durch den Bipeds-Menüpunkt “Copy Mixdown to Biped” auf das Biped übertragen. Der Mixer Mode kann nun wieder deaktiviert und die Bewegung als normale Bip-Datei abgespeichert werden. Selbstverständlich lassen sich auch die Trackgroup-Konstruktionen als “*.mix” -File abspeichern. Siehe Szene “Motion Mixer_06.max”.